Baijiu: Dieser chinesische Hirseschnaps ist die meistgetrunkene Spirituose der Welt | STERN.de

2022-09-02 17:40:40 By : Ms. Helen Guan

Mao Zedong, so heißt es, liebte den Baijiu. Ein Schnaps, der klar ist wie Wasser und brennt wie die Hölle. Der Hirseschnaps, destilliert nach jahrtausendealter Tradition, ist Chinas Staats-Schnaps und in jeder gut sortierten Hausbar des Landes vorrätig. Und er ist die meistgetrunkene Spirituose der Welt. Jährlich wird mehr Baijiu produziert als Whisky und Wodka zusammengerechnet. Im Westen ist der Hirseschnaps noch eher unbekannt. Das liegt vor allem an seinem zwar unvergesslichen, aber gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Doch das könnte sich ändern. Denn vor allem ein Hersteller arbeitet an der Welteroberung - der Spirituosenhersteller Kweichow Moutai . Liebhaber blätterten für Vintage-Jahrgänge bereits Summen im sechsstelligen Bereich hin.

Wie Whisky wird Baijiu aus fermentiertem Getreide destilliert, in der Hauptsache wird dafür rote Hirse (Sorghum) verwandt, aber auch Weizen und anderes Getreide. Hauptbestandteile des Baijiu sind Wasser, Getreide und Qu. Qu ist eine Mixtur aus Getreide, die unter anderem Hefe und Bakterien beinhaltet und die für die traditionelle Fermentation eingesetzt wird. Da die Maische des Baijiu eher fest als flüssig ist, wird meist schonend mit Dampf destilliert. Mehr als 10.000 Baijiu-Destillen gibt es in China. 

Kweichow Moutai ist der erfolgreichste Hersteller, seine Produkte gelten als Luxus-Güter. Wie dick das Unternehmen m Geschäft ist, zeigt der Blick auf die Zahlen. Seit 2001 ist das Unternehmen an der Börse in Shanghai notiert. Es konnte bis 2019 einen Wertzuwachs von 15.000 Prozent verzeichnen. 2020 hat der Spirituosen-Hersteller noch einmal zugelegt, die Aktien stiegen um 69 Prozent auf ein Rekordhoch. Der Unternehmenswert wird laut "CNN" auf knapp 349 Milliarden Euro geschätzt. Damit hat der Spirituosenhersteller nicht nur in der Branche seit 2017 weltweit die Nase vorn.

So hat das chinesische Unternehmen, hinsichtlich des Marktwerts, große Player wie Diageo, zu dem unter anderem Johnnie Walker und Tanqueray gehört, hinter sich gelassen. Auch Coca Cola kann nicht mehr mithalten. Kweichow Moutai ist in China das wertvollste Unternehmen außerhalb der Technologiebranche und ist mehr Wert als beispielsweise Nike oder Disney. Und das, obwohl beinahe der gesamte Umsatz des Unternehmens in China gemacht wird.

2019 kam noch 97 Prozent des Umsatzes aus dem eigenen Land. Versuche das Ausland für die Spirituose zu begeistern, führten bislang nicht zum großen Erfolg. Vor allem geschmacklich haben viele Gaumen ihre liebe Not mit dem Branntwein aus dem Reich der Mitte. So beschrieb der amerikanische Nachrichtenmoderator Dan Rather einst, Moutai zu trinken, das sei wie "flüssige Rasierklingen zu trinken".

Der Erfolg des Hirseschnaps ist wie so oft auch auf Exklusivität gegründet. Nur Moutai, der auch in der gleichnamigen Stadt und aus Produkten der Region hergestellt wurde, darf sich Moutai nennen. Moutai liegt in der südlichen Provinz Guizhou, das auch als Armenhaus Chinas bekannt ist. Da die Spirituose ausschließlich dort produziert wird, sind die Mengen limitiert, das hält den Preis hoch. Rothirse, Wasser aus dem Fluss Chishui und Qu werden fermentiert und mehrfach gebrannt, bis ein Destillat mit 70 Prozent Alkohol entsteht. Abgefüllt wird eine verdünnte Variante mit 53 Prozent Alkohol. Fermentiert wird traditionell in mit Lehm ausgekleideten Erdlöchern.

Da es sich beim Moutai um eine klare Spirituose handelt, Baijiu bedeutet so viel wie "weißer Alkohol", je nach Lagerung kann die Färbung auch hellgelb sein, ist er wohl am ehesten mit  Wodka vergleichbar. Geschmacklich ist er jedoch eine ganz andere Herausforderung. So schmeckt er von süß bis nussig und fruchtig - und brennt, brennt, brennt. Verkauft wird hierzulande unter anderem Flying Fairy, das Flaggschiff des Unternehmens. Der halbe Liter kostet etwa 250 Euro.

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