Messerundgang: Tokyo Game Show mit Otakus und Cosplay - DER SPIEGEL

2022-04-22 18:04:35 By : Ms. Ella Chan

Toyko Game Show: Bauchfreie Tops, Drachen und Panzer

Die Bahnfahrt von der Messe zurück nach Tokio dauert eine gute halbe Stunde. Die Wagen sind am Samstagabend dicht gepackt, etwa jeder zweite Passagier spielt auf seinem Handy. Puzzle, Rätsel, Rollenspiele. Auf der Tokyo Game Show, die noch bis Sonntag läuft, sind solche Spiele-Apps an praktisch jedem Stand zu finden.

Hier lässt sich beobachten, wohin die Branche steuert. Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter mehr als 223.000 Besucher. Zum Vergleich: Die Kölner Gamescom, Europas größte Videospielmesse, besuchten im August 2013 340.000 Menschen.

Auch dieses Mal dürfte in Tokio alles auf einen neuen Rekord zulaufen: Die Zahl der Aussteller ist mit 352 jedenfalls so hoch wie nie zuvor, für Independent-Titel und Kinderspiele wurde eine eigene Halle eröffnet, der Platz der Cosplayer, die ihre Kostüme vorführen, verdoppelt.

Spielemesse: Trends von der Tokyo Game Show

Der Star der Veranstaltung in Tokio ist zwar Sonys Playstation 4 - die Besucher stehen stundenlang an für ein paar Minuten mit der neuen Konsole. Doch Sony wird die Playstation 4 in Japan erst im kommenden Jahr verkaufen. Genauso startet Microsoft die Xbox One zunächst in Europa und Nordamerika. Entsprechend rar sind spektakuläre Neuigkeiten: Neben längst vorgestellten Spielen gab es nur hier und da eine Fortsetzung oder einen neuen Titel für eine der Konsolen zu sehen. Für die Konsolenhersteller ist Japan nicht mehr oberste Priorität. Das große Wachstum findet woanders statt.

Zum Beispiel bei den Handy-Spielen. Neben Sony und Microsoft machen zwei App-Hersteller mit großen Ständen auf sich aufmerksam: Gree und GungHo Online Entertainment. Letztere sollen mit dem "Puzzle & Dragons" jeden Tag mehr als eine Millionen Dollar umsetzen, auf der Tokyo Game Show zeigen junge Frauen in bauchfreier Kleidung den Besuchern neue Apps. Das wirkt ein bisschen billig, aber das passt zu den Spielen, die in einer Basisversion meist kostenlos sind.

Neben den Handyspielen gibt es einen zweiten Trend: Eine ganze Reihe kleiner Entwicklerteams, die sogenannten Independents, stellen ihre Download-Spiele vor. Andrew House, der Chef von Sony Computer Entertainment, hatte es bei seiner Eröffnungsrede schon gesagt: Die Spielebranche gleiche sich Hollywood an. Einerseits gibt es große Blockbuster, andererseits kleine Arthouse-Produktionen.

Auf der Tokyo Game Show sehen diese Blockbuster ziemlich alt aus: Immer noch eine Fortsetzung eines bekannten Titels mit noch besserer Grafik - dafür geben allenfalls die Hardcore-Fans noch mehrere Hundert Dollar, Euro oder mehrere Zehntausend Yen aus. Das weiß auch Sony und probiert mit der günstigeren Mini-Konsole Playstation Vita TV App-Feeling auf den Fernseher im Wohnzimmer zu bringen. Das wirkt fast ein bisschen verzweifelt.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, die Tokyo Game Show besuchen 2,2 Millionen Menschen. Dies ist falsch. Es sind 223.000 Besucher. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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29 Grad, blauer Himmel: Vor den Hallen der Makuhari-Messe am Rand von Tokio ist Werbung für Computerspiele aufgebaut. Hier findet noch bis Sonntag die größte Spielemesse Asiens statt, die Tokyo Game Show 2013.

Sony-Stand auf der Tokyo Game Show: Am Samstag drängen sich Besucher um die neue Playstation 4. Wer bereit ist, mehr als eine Stunde zu warten, kann hier probespielen. Auf die neue Konsole müssen die meisten allerdings noch länger warten: Sony verkauft die PS4 dieses Jahr vor Weihnachten zunächst in Europa und Nordamerika, erst im Februar ist Japan dran.

So stellt sich Sony die Zukunft vor: Der Konzern präsentierte kaum Neuigkeiten, die Playstation 4 wurde bereits vor Monaten enthüllt. Dafür kann eine abgespeckte Mini-Konsole namens Playstation Vita TV ausprobiert werden. Mit der sollen Multimedia-Inhalte und Vita-Spiele auf den Fernseher im Wohnzimmer gelangen.

Jenseits der großen Konsolenspiele: Das in Japan populäre "Puzzle & Dragons" ist eines der erfolgreichsten Handy-Spiele der Welt, jeden Tag werden mehrere Millionen Dollar Umsatz damit gemacht. Der Hersteller GungHo Online Entertainment hat einen großen Stand auf der Tokyo Game Show und zeigt Smartphone-Spiele.

Hersteller aus 33 Ländern präsentieren sich auf der Messe: Selbst Myanmar ist auf der Tokyo Game Show vertreten, gezeigt werden unter anderem Web- und PC-Spiele. Auch wenn der Stand bei unserem Besuch etwas trostlos wirkte.

Das Prinzip Spielemesse: Die Hersteller heuern halbnackte Models an, die meist männlichen Messebesucher zücken ihre Kameras. Was das mit Spielen zu tun hat? Eher wenig, es sei denn, man unterstellt der Branche eine gewisse Frauenfeindlichkeit. Was angebracht ist, selbst in aktuellen Spielen wie "GTA V" gibt es keine weibliche Spielfigur.

Werbung für das Onlinespiel "World of Tanks": Der weißrussische Hersteller wargaming.net ließ Models auf einem Panzer herumturnen und feierte den Erfolg seines Free-to-Play-Titels. Zunächst ist das Spiel kostenlos, Umsatz macht die Firma mit kostenpflichtigen Extras.

Gemalte Bilder statt neue Spiele: 30 Jahre ist der Strategietitel "Nobunaga's Ambition" alt - der Hersteller zelebriert das Jubiläum mit einer Ausstellung. So richtig aufregend ist das allerdings nicht - und passt damit ganz gut zur Messe, auf der dieses Jahr viele Handyspiele gezeigt werden. Die mögen ganz toll sein, auf großen Bildschirmen wirken sie dann doch etwas verloren.

Mehr Wumms gibt es am Stand von "Battlefield 4": Hier treten Dutzende Spieler gegeneinander an und testen den nächsten Teil des Egoshooters. Die Macher wollen mit ihrer Kriegssimulation den Marktführer und Konkurrenten "Call of Duty" schlagen. Auf den Bildschirmen knallt und blitzt es dafür schon ganz ordentlich.

Martialischer Auftritt: Am "Battlefield"-Stand patrouillieren Komparsen in Kampfmontur und strecken den Besuchern ihre Gewehre entgegen - mit einem Lächeln. Egoshooter haben es in Japan meist schwerer als in anderen Märkten, hier werden Spiele bevorzugt, bei denen man die Spielfigur komplett sehen kann - wie bei den Rollenspielen der "Final Fantasy"-Serie.

3-D-Brille fürs Smartphone: Sony zeigte auf der Messe zwar kein 3-D-Zubehör für die neue Playstation 4, was viele gehofft hatten, dafür aber eine Videobrille namens HMZ-T2. Die soll einem Handspiele direkt vor die Augen projizieren, mit zwei Bildschirmen - und damit potentiell auch in 3D.

Drachenfigur aus "God Eater 2": Namco Bandai macht mit dem Ungetüm Werbung für den nächsten Teil seiner Playstation-Portable-Serie. Noch dieses Jahr erscheint der Titel - zumindest in Japan.

Nicht fehlen bei einer Spielemesse dürfen die Cosplayer: Weil in den vergangenen Jahren der Platz für die Darsteller zwischen den Hallen eng wurde, sind sie dieses Jahr extra an einen größeren Ort gezogen.

Bitte recht freundlich: Die Cosplayer kommen mit kleinen Rollkoffern und großen Rucksäcken zur Messe, ziehen sich um und posieren stundenlang für Fotografen.

Fliegenmann mit leuchtenden Augen: Bei Fast 30 Grad im Schatten flüchten sich die Cosplayer immer wieder in die Hallen, um ihr Make-up zu richten oder eine Weile aus den aufwendigen Kostümen zu schlüpfen. Wenig später wird schon die nächste Pose geworfen.

Erst fragen, dann Fotografieren: An diese Regel sollten sich Fotografen besser halten, vor allem bei diesen Cosplayern. Es handelt sich schließlich um Anwälte aus "Phoenix Wright: Ace Attorney".

Blutdurchtränkt: Neben den immer niedlichen, bunthaarigen und großohrigen Figuren gibt es auch verstörendere Kostüme. Diese Zombies haben außerdem Eisenrohre dabei, mit denen sie bedrohlich herumfuchteln.

Picknick auf dem Hallenboden: Weil so ein Tag in den vollen Messehallen anstrengt und selbst das Gedränge im öffentlichen Nahverkehr zur Rushhour noch Mal deutlich übertrifft, gibt es Platz zum ausruhen und essen. Im vergangenen Jahr waren an den vier Tagen insgesamt 2,2 Millionen Besucher auf der Tokyo Game Show.

Domino's Pizza grüßt die Gamer: Die Pizzakette warb mit der Kunstfigur Hatsune Miku. Die wurde ursprünglich als Maskottchen für eine Musiksoftware erdacht, als Gesicht zu einer Computerstimme. Konzerte, Alben, Spiele und Mangas folgten.

Merchandising: Bevor die Besucher die Messe verlassen, können sie noch an einem der Verkaufsstände vorbeischauen - das Anstellen dauert hier nicht ganz so lange. Zu kaufen gibt es T-Shirts, Poster, Schmuck und andere Fanartikel. Hersteller Square Enix hat hier einen eigenen Stand für die dramatisch-klassische Musik aus seinen Spielen. Soundtracks, Merchandising - die Spielebranche hat sich bei Film- und Musikindustrie einiges abgeschaut.

Sony auf der Tokyo Game Show 2013: Der größte Messestand gehört dem Konzern aus Japan, der hier seine Playstation 4 präsentiert.

Playstation 4 hinter Glas: Sonys Wohnzimmer-Konsole kommt Ende November in den USA und in Europa in die Läden - Japan muss noch bis kommendes Jahr warten.

Sony-Messestand: Die neue Playstation 4 tritt nicht nur gegen die Xbox One an, sondern muss sich zunehmend gegen Handyspiele und Download-Titel wehren. Das große Konsolenwachstum ist wohl erst mal vorbei.

Handheld-Konsole Playstation Vita: Sony hat die Vita dünner gemacht und den OLED-Bildschirm durch ein LCD-Modell ersetzt. Auf der Tokyo Game Show gibt es viele bunte Hüllen zu betrachten.

Ebenfalls prominent auf dem Sony-Stand: Die neue Sparkonsole Vita TV, die im November für rund 95 Dollar in Japan auf den Markt kommen soll.

Mini-Konsole Vita TV: Mit dieser handtellergroßen Box sollen sich Vita-Spiele auf den Wohnzimmerbildschirm bringen lassen. Auch Multimedia-Inhalte soll Vita TV abspielen - und Spiele von der großen Playstation streamen können.

Xbox-Präsentation in Tokio: Microsofts Stand ist am ersten Messetag weniger gut besucht als der von Sony, dabei gibt es auch hier eine neue Konsole - die Xbox One - und eine Reihe interessanter Titel zusehen.

Microsofts Xbox One: Die Playstation hat immerhin mit Februar einen konkreten Verkaufsstart in Japan. Die Xbox One wurde lediglich grob für 2014 angekündigt.

Microsoft auf der Tokyo Game Show 2013: Nach einem Jahr Pause ist Microsoft wieder mit einem Stand vertreten.

Aus dem Eröffnungsvortrag von Sony: Warme Worte für die Entwickler von kleineren Titeln, die ohne Millionenbudget produziert werden - und deshalb oft mutiger und innovativer sein können.

Microsoft-Stand: Ebenso wie Sony buhlt der Konzern um Indie-Entwickler. Für Spieler kann das eigentlich nur gut sein.

Sony-Messestand: Die neue Playstation 4 tritt nicht nur gegen die Xbox One an, sondern muss sich zunehmend gegen Handyspiele und Download-Titel wehren. Das große Konsolenwachstum ist wohl erst mal vorbei.

Microsofts Xbox One: Die Playstation hat immerhin mit Februar einen konkreten Verkaufsstart in Japan. Die Xbox One wurde lediglich grob für 2014 angekündigt.

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