Bislang sorgten zu geringe Produktionskapazitäten und gestörte Lieferketten für eine globale Unterversorgung mit Halbleitern. Jetzt kommen Rohstoffprobleme hinzu. Der Preis für Silizium hat sich in nur zwei Monaten vervierfacht. Die Ursache liegt in China.
Silizium ist für alles, was mit moderner Technologie zusammenhängt, so wichtig, dass es einer ganzen Region in den USA ihren berühmten Spitznamen gegeben hat. Ohne den Rohstoff wäre der Aufstieg von Apple , Google , Facebook , Netflix und Co. im „Silicon Valley“ nicht möglich gewesen. Doch ausgerechnet das, was die Branche groß machte, wird jetzt zum Problem.
Für die Tonne Silizium zahlen Hersteller aktuell umgerechnet rund 7.700 Euro. So hoch lag der Preis in seiner Geschichte noch nie. Schlimmer noch, er schießt rasant nach oben. In der vergangenen Woche ging es für den Kurs vom chinesischem Silizium um 65 Prozent nach oben, in der Woche davor waren es 47 Prozent. Seit Anfang August hat sich der Preis mittlerweile nahezu vervierfacht.
Dabei ist Silizium kein seltener Rohstoff. Nach Sauerstoff ist es das das zweithäufigste Element der Erdhülle. Geschätzt bestehen rund 15 Prozent unseres Planeten aus dem Halbmetall, in der Erdkruste sind es sogar fast 26 Prozent. Bei so üppigen Vorkommen ist auch die Gewinnung nicht schwer. Das meiste Silizium wird weltweit aus Quarzsand gewonnen. Größtes Förderland auf der Welt ist China mit einem Marktanteil von rund 64 Prozent vor Russland mit 10,4 und den USA mit 5,5 Prozent.
Und hier beginnt auch das aktuelle Problem: Einer der wichtigsten Provinzen für die Förderung von Silizium ist Yunnan. Das Gebiet liegt im Süden Chinas an den Grenzen zu Myanmar, Laos und Vietnam. 47 Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche, die größer ist als ganz Deutschland. Yunnan ist bekannt für den Pu’Er-Tee, der hier angebaut wird – und für Silizium. 20 Prozent der weltweiten Förderung findet hier statt.
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Doch Mitte September erließ die Provinzregierung einen Erlass, der die Produktion über Nacht fast zum Erliegen brachte. Um seine Energieziele für dieses Jahr noch zu erreichen, dürfen Hersteller bis Jahresende nur noch 10 Prozent der sonstigen Menge an Silizium herstellen. Mehr als 200.000 Tonnen fehlen dem Weltmarkt so bis Dezember. Die Produktion des Rohstoffes verbraucht Energie, weil er zwar reichlich in der Erde vorkommt, aber selten in reiner Form. Um ihn aus dem Siliziumoxid, welches in Sand lagert, herauszulösen, muss dieser in Schmelzöfen auf bis zu 2000 Grad erhitzt werden.
Die Entscheidung aus Yunnan hat Folgen für die Weltwirtschaft. Silizium ist heutzutage Bestandteil fast aller Alltagsprodukte. Zunächst ist das Element Grundlage für Halbleiter und Computer-Chips. Die werden mittlerweile nicht nur in reinen Tech-Produkten wie Smartphones, Laptops und Maschinen eingesetzt, sondern immer mehr auch von Autoherstellern nachgefragt. Daneben ist Silizium ein Hauptbestandteil von Solarzellen, einem weiteren Produkt, das im Zuge des Klimawandels immer stärker nachgefragt wird. Selbst in Armbanduhren und Gusseisen wird Silizium zumindest teilweise verwendet.
Die Preissteigerungen beim Rohstoff machen sich bemerkbar. Die Kosten für Poly-Silizium, die Verbindung, die in Solarzellen benutzt wird, stiegen seit Anfang Juni um 400 Prozent und liegen jetzt so hoch wie zuletzt 2011. Noch schlägt sich das nicht auf die Preise von Solarzellen an sich durch, weil die Hersteller bisher geringere Margen in Kauf nehmen. Auch die Aluminium-Industrie, welche Silizium als Weichmacher für Legierungen einsetzt, ächzt unter den hohen Preisen.
Die dürften voraussichtlich bis kommenden Sommer anhalten. Nach Yunnan meldet auch die Provinz Sichuan nördlich davon Probleme bei der Stromversorgung. Sichuan ist mit 13 Prozent Markanteil der weltweit drittgrößte Produzent von Silizium. Bisher gibt es hier aber keinen Stopp der Herstellung.
Analysten gehen davon aus, dass die Preise aber auch ohne die Energie-Probleme Chinas hoch liegen dürften. Schließlich wird Silizium immer stärker nachgefragt und leidet wie Halbleiter allgemein unter den weltweiten Lieferproblemen. „Selbst ohne die Einschränkungen in China gäbe es einen Mangel am industriellem Silizium“, sagt etwa Yang Xiaoting, Analystin bei Shanghai Metals Market, gegenüber Bloomberg.
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Ich habe die Herstellung von SI von der Picke auf gelernt …war bis zur Rente als Schichtleiter in der Wafer Herstellung tätig. Ich freue mich für meinen ehemaligen Industriezweig das es so positiv vorangeht…. Wir hatten auch Jahre , da war der Preis der Wafer total im Keller ….leider wird alles durch China bestimmt ..sie spielen mit Europa, Katz und Maus .
haben sie recht, wenn sie zum schmelzen Zuviel Energie benötigen und das erzeugt ja CO2 in den Schmelzöfen, sollten sie es zu 90 % Drosseln, gerade Deutschland sollte das verstehen und auf Luxus Chip Herstellung zurück schrauben, sie sollten eher auf alte Telefone zurückgreifen als jedesmal ein ein neues iPhone kaufen.
Wirtschftslenker beruht einseitig auf Gewinnmaximierung. Also werden seltene Erden dort gekauft, wo man sie billigst bekommt. Die eigenen Produktionsstätten oder Abbaugebiete die teurer produzieren, werden eliminiert. Dass aus dieser Strategie ein Monopol werden kann, wurde scheinbar an den Unis nicht gelehrt. Dass China der Welt nun zeigt wo der Hammer hängt dürfte niemanden überraschen. Die Gunst der Stunde genutzt und die Marktwirtschaft geht der Planwirtschaft auf den Leim.
China trifft diese Massnahmen wohl nicht nur um seine Expansion zu befeuern. Die Regierung tut derzeit alles um die Wirtschaft und Gesellschaft wieder auf Linie zu bekommen. Dass sie dabei die Gefahr eingeht, sich selbst zumindest teilweise zu zerlegen, kümmert sie aktuell vorerst noch nicht all zu sehr. Das Ganze müsste aber ein Warnschuss für den freien Westen sein, die strategische Rostoffbeschaffung einerseits geografisch stärker zu diversifizieren und auch wieder vermehrt unter die eigene Kontrolle zu bringen.
ganz plötzlich steigen die Preise für industrielle Rohstoffe, für Lebensmittel, Gas und Erdöl ins unermessliche. Vermutlich haben wir ein Problem durch den Ausverkauf und die daraus erfolgte Abhängigkeit der deutschen Industrie. Wir alle können der großen und mächtigen Merkel dankbar sein, dass sie zunächst unsere ganzes Geld sinnlos in der Welt verschleudert hat und dass sie die Deutschen durch den Ausverkauf an Technologie so in die Abhängigkeit geführt hat, dass sie nur noch als Beute für die Chinesen und Russen nützlich sind.
hat eben ihren Preis. Wie weltfremd muß man eigentlich sein . China setzt auf das Pariser Abkommen, soll heißen es hat noch reichlich Zeit bis zur Umsetzung und in dieser Zeit schaltet sich die EU selbst ab. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Chinesen natürlich um den CO2- Ausstoß zu vermindern plötzlich noch weitere Rohstoffe oder Zwischenprodukte rationieren , natürlich nur die , die wir hier brauchen. Gier frißt Hirn. So ist das nun mal Outsourcing um jeden Preis macht möglich, dass wir selbst bei ubiquitären Rohstoffen ein Problem haben.
Gedankenexperiment: wie könnten Wirtschaftskriege im 21. Jhd aussehen? Man bringe eine Geschichte in Umlauf, die die Gemüter aufs Äußerste erhitzt und womit die Menschen die nächsten zwei Jahre beschäftigt sind. Parallel dazu und unbemerkt verwendet man dieselbe Geschichte um Warenknappheit durch Lieferengpässe zu erzeugen und setzt noch ein Krönchen obendrauf indem man die Rohstoffe verknappt. Der Markt im Westen bricht ein und man kann mit den eigenen Produkten den Markt übernehmen. Mal schauen, ob und wann es einer merkt.
Montag, 04.10.2021 | 13:20 | Horst Binder | 1 Antwort
und wer glaubt von denen generell auf alles bezogene, ehrliche Praktiken erwarten zu können, der hockt bereits in der Falle, nein China hat sich verändert, der einzelne Chinese zählt nicht mehr und wird nur noch benutzt und beim Rest der Welt kaufen sie sich ein, um ihn lediglich für ihre eigenen Interessen zu benutzen, deren gelegentliche gespielte Freundlichkeit beruht auf Verlogenheit, Wachsamkeit ist oberstes Gebot und wir brauchen eine starke Nato und klare Linien diesem heutigen China zu begegnen.
die haben nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Die Pandemie und Afghanistan spielen ihnen in die Hände. Ich hätte zwar erwartet, dass sie ihren Mittelstand noch weiter ausbauen, aber Gelegenheit macht bekanntlich Diebe.
Montag, 04.10.2021 | 13:04 | I. Charlotte Scherer | 1 Antwort
Rohstoffe verknappen, aufkaufen, Märkte leerfegen. Chinas Expansion ist gesichert ! Die Chinesen sind einfach schlauer als der Rest der Welt.
Schlauer gibt dem Ganzen eine intellektuelle Überlegenheit, was meiner Meinung nach nicht zutrifft. In CCP hat die Moral und Ethik nicht gleiche Bedeutung wie bei uns im Westen. Der einzelne Mensch und seine Würde hat nicht denselbigen Wert wie auf der anderen Seite der Erde. So kann CCP auch "uneingeschränkter, skrupelloser, egoistischer und primitiver" agieren.
Montag, 04.10.2021 | 12:59 | Heinz Ehlmann | 1 Antwort
und wenn staatliche Gier nach dem Geld der Bürger die einzig verlässliche politische Konstante ist. Nie hätte man tatenlos zuschauen dürfen wie Zukunftstechnologien durch China in Deutschland entweder plattgemacht oder aufgekauft wurden. Genauso wenig hätte man zulassen dürfen, dass strategische Produktionen nur noch in wenigen asiatischen Ländern stattfinden. Dies gilt für Antibiotika genauso wie für neue Werkstoffe oder Rohstoff-Produktion. Statt dessen wird auch noch das letzte Bauholz an China geliefert; ohne dass sich irgend jemand um die Ahr oder den Wohnungsbau im Land kümmert. Deutschland ist in viel höherem Maße von dem Wohlwollen des Diktators in China abhängig als dies hier jemals ein Politiker zugeben würde.
besser hätten Sie es nicht schreiben können , ich sehe das genauso wie Sie , Ihrem Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen.
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