Das Trinkwasser aus der Leitung kommt uns bei der derzeitigen Hitze besonders wertvoll vor – die Mitarbeiter des Wasserwerkes Lienz sorgen dafür, dass es immer sprudelt.
Grund genug, nachzuforschen, woher das kühle Nass, das aus den Leitungshähnen der Haushalte in der Osttiroler Bezirkshauptstadt sprudelt, kommt und wer sich darum kümmert, dass unser Trinkwasser so gut schmeckt und eine so hohe Qualität aufweist.
Die Erde – der „blaue Planet“, von Poeten und Austronauten für seine Schönheit gerühmt, heißt so nach der Farbe des Wassers, das hier in unfassbar großer Menge vorhanden ist. 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser gibt es auf der Erde, 99,3 Prozent des Vorkommens bestehen allerdings aus salzigen Meeren oder Dauereis auf Gletschern und Polen. Der „kleine Rest“, das nutzbare Süßwasser aus Flüssen und Seen, reicht rein rechnerisch für alle Erdbewohner aus. In der Realität ist das kostbare Nass allerdings ungleich verteilt, und schon heute müssen viele Menschen dürsten. Bevölkerungswachstum, Verschwendung und Klima-Eskapaden werden dieses Problem weiter verschärfen. Wenn man den Prognosen von Experten glaubt, dürfte sauberes Trinkwasser bis spätestens 2025 in vielen Teilen der Welt zur absoluten Mangelware werden.
Wer Wasser hat, der hat es gut!
Osttirol und damit die Bezirkshauptstadt Lienz zählen zu den „begünstigten“ Regionen der Welt. Wir drehen den Wasserhahn auf, und daraus kommt reines Trinkwasser in bester Qualität – für uns eine Selbstverständlichkeit. Dass dies so ist, verdanken die Lienzerinnen und Lienzer dem Wasserwerk der Stadt, das nicht nur die Trinkwasserleitungen verlegt und laufend erneuert, sondern durch seine ständigen Kontrollen und Verbesserungsmaßnahmen auch die kontinuierlich hohe Trinkwasserqualität gewährleistet. Die Kenndaten der Lienzer Trinkwasserversorgung beeindrucken und bezeugen, dass man sich in der Osttiroler Sonnenstadt schon seit vielen Jahrzehnten um das kostbare Nass kümmert. Aktuell umfasst das Versorgungsnetz im Stadtgebiet eine Länge von rd. 50 Kilometern. 1 Million m³ Trinkwasser werden pro Jahr über dieses Netz an die mehr als 2.500 Wasseranschlüsse abgegeben. Über 70 Quellen, ein Tiefbrunnen und fünf Hochbehälter sichern einen rund um die Uhr reibungslosen Zugriff auf das Wasser.
Die Wasserqualität in Lienz wird regelmäßig genauestens überprüft, ebenso wie der Zustand und die Funktion des Leitungsnetzes.
Begonnen hat die moderne Wasserversorgung mit dem ersten Hochbehälter der Stadt am Schlossberg im Oktober des Jahres 1897, also vor genau 118 Jahren, wie uns der Leiter des Wasserwerkes Lienz, Karl Schupfer, erzählt. „Vorher gab es in Lienz keine eigene Wasserversorgungsanlage. Über Jahrhunderte nutzten die Bewohner der Stadt das Wasser aus Isel, Drau und aus den beiden Wieren auch als Trinkwasser. Erste Brunnen entstanden erst ab dem Jahr 1596“, so Schupfer. Der erste war jener bei der Michaelskirche, die Leitungen bestanden damals aus Holz. In den Jahren nach 1873 wurde das Stadtversorgungsnetz ab der alten Wasserstube bei der neuen Burg neu gebaut, wobei man für die Brunnenleitung erstmals Gusseisenrohre verwendete. 1875 galt der Bau der neuen Trinkwasserleitung als abgeschlossen. 21 Jahre später, 1896, entschied man sich für die Herstellung einer neuen Wasserleitung durch die Schloss- und die Schweizergasse, und im Oktober des Folgejahres konnte die Einweihung der Hochquellen-Brunnenleitung vorgenommen werden.
Weitere wichtige Meilensteine auf dem Weg hin zu dem, was das Wasserwerk Lienz heute an infrastrukturellen Einrichtungen vorweisen kann, waren der Bau der 1. Tiefbrunnenanlage mit Verbindungsleitung ins Stadtnetz im Jahr 1939, der Einbau einer Pumpleitung mit Tiefbrunnen zum Hochbehälter im Jahr 1951, (links im Bild: Pioniere der Wasserversorgung mit Werksleiter Josef Kreuzer (links) um das Jahr 1950) die 1. und 2. Ausbaustufe des Hochbehälters am Schlossberg (1964-1965 bzw. 1971), die Quellerschließung Bannberg-Schlossberg in den Jahren 1968-1972, der Bau des Hochbehälters Lienz Nord (1975-1978), der Neubau des Wasserwerk-Betriebsgebäudes (1979-1982), die Umsetzung des Großprojektes Ringleitung von 1983 bis 1999, die Installation einer EMSR-Anlage (1997), die Errichtung des Speicherteiches „Taxer Moos“ und Übernahme des Speicherteiches „Sternalm“ im Jahr 2005 sowie die Einweihung des neuen Tiefbrunnens Lienz Süd im Oktober 2007. „Mit diesem neuen Tiefbrunnen konnte nicht nur der Wasserbedarf der Lienzer Bevölkerung auf Jahrzehnte hin gesichert, sondern auch die Grundlage dafür geschaffen werden, dass wir im Ernstfall auch die Nachbargemeinden mit Wasser versorgen können“, umreißt der Wasserwerksleiter die Bedeutung dieses „Jahrhundertprojektes“.
Plan für den 1. Hochbehälter am Schlossberg 1897
Die Wasserversorgung der Stadt Lienz gewährleisten 70 Quellen in drei Quellgebieten (Bannberg, Schlossberg und Thurn) …
… deren Wasser in fünf Hochbehältern gesammelt wird sowie der Tiefbrunnen Lienz Süd.
Seit dem Jahr 2003 übt Karl Schupfer – mit 43 Dienstjahren der dienstälteste Angestellte der Stadtgemeinde Lienz – die Funktion als Leiter der städtischen Einrichtung aus. Zu seinem Team gehören 14 Mitarbeiter, die in der Verwaltung, im Wasserleitungsbau, in Anlagentechnik sowie Netzservice, im Lager und in der an das Wasserwerk angeschlossenen Maschinenschlosserei mit Reparaturwerkstätte tätig sind. Dort werden nicht nur Spezialteile für den städtischen Anlagenbau, wie z.B. für Hochbehälter und Quellstuben, gefertigt, sondern auch Auftragsarbeiten aus der Privatwirtschaft übernommen. Schließlich wird das Wasserwerk der Stadt Lienz als autarker Wirtschaftsbetrieb geführt, der seine Gewinne regelmäßig in die Aufrechterhaltung des Versorgungsnetzes reinvestiert.
Karl Schupfer, Leiter des Wasserwerkes der Stadt Lienz
Das Tätigkeitsfeld des Teams rund um Karl Schupfer ist ein sehr vielfältiges und anspruchsvolles, und das Know-how und Können ein sehr hohes. Davon zeugt auch, dass in Sachen Wasseruntersuchungen, Rohrbruchsuche oder bei Verlegearbeiten von Wasserleitungen immer wieder auch Anfragen aus dem gesamten Bezirk kommen und die jahrzehntelange Erfahrung im Wasserversorgungsbereich in beratender Funktion auch außerhalb der Stadtgrenzen geschätzt und in Anspruch genommen wird.
Das Team des Wasserwerkes leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität in der Stadt Lienz.
Ein interessantes Fakt in Sachen Lienzer Wasserqualität ist, wie Karl Schupfer berichtet, übrigens der Umstand, dass alle Lienzerinnen und Lienzer das gleiche Wasser trinken, obwohl man immer wieder höre, das Wasser sei nördlich oder südlich der Isel besser. Der Wasserwerksleiter dazu: „Das Trinkwasser kommt für alle Abnehmer aus dem Quellgebiet Hochstein bzw. Bannberg, wird im Hochbehälter Schlossberg gespeichert und dann in die Ringleitung im Ortsnetz verteilt. Diese Ringleitung hat einen Durchmesser von 30 cm, vom Hochbehälter auf dem Schlossberg benötigt das Wasser rd. 12 Minuten bis ins Tal. Auch der Hochbehälter Nord (Thurn) wird über die Ringleitung versorgt, nur das BKH Lienz verfügt über einen eigenen Behälter, der vom Quellgebiet Thurn aus gespeist wird.“ Die Wasserqualität in Lienz wird regelmäßig genauestens überprüft ebenso wie der Zustand und die Funktion des Leitungsnetzes. In Echtzeit können die Mitarbeiter des Wasserwerkes auf den Computerschirmen nachverfolgen, durch welches Rohr gerade wie viel Wasser fließt. Im Schnitt sind es rund 35 Liter pro Sekunde, der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Einwohner und Tag liegt um die 150 Liter. Hier sind allerdings auch die benötigten Mengen für Haushaltsgeräte, Duschen etc. eingerechnet.
Auf ein sehr wichtiges Detail rund um das Thema Wasser, auf einen „unterirdischen See“, der unter dem Lienzer Talboden liegt und riesige Grundwassermengen fasst, weist uns Karl Schupfer zum Abschluss unseres Besuches im Wasserwerk Lienz noch hin: „Damit könnte man ohne Probleme alle Gemeinden des Talbodens versorgen!“
Text: J. Hilgartner, Fotos: Martin Lugger/Wasserwerk der Stadt Lienz
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