Und fast täglich grüßt ein Leck im System

2022-05-20 17:59:23 By : Mr. August Han

Trinkwasser ist ein wertvolles Gut, und der Landkreis ist – noch – gesegnet mit ausreichend Brunnen und Quellen. Trockene Sommer setzen aber auch diesen Ressourcen zu, umso sorgsamer ist der Umgang mit dem wertvollen Nass. Bei den Ammersee Wasser- und Abwasserbetrieben (AWA) und der Wassergewinnung Vierseenland ist ein Mitarbeiter das ganze Jahr damit beschäftigt, Leckstellen in den Leitungen auszumachen, um sie schnellstmöglich zu schließen.

Herrsching - Die Verluste konnten in den vergangenen zehn Jahren auf diese Weise von knapp 500 000 Kubikmeter auf rund 235 000 mehr als halbiert werden. Dem Kommunalunternehmen mit Sitz in Herrsching gehören seit 2007 die Gemeinden Herrsching und Andechs, seit 2009 Inning und Seefeld, seit 2010 Wörthsee und seit 2013 Pähl an. Betreut werden rund 10 350 Hausanschlüsse und ein Hauptleitungsnetz von mittlerweile circa 300 Kilometer Länge.

Nicht jedes Leck macht sich durch eine Wasserfontäne bemerkbar. Oft versickert das Wasser und wird nur durch einen erhöhten Verbrauch auffällig. Dieser wird täglich kontrolliert, denn den AWA steht „lediglich“ ein gewisses Kontingent Wasser zur Verfügung, das sie dem Grundwasser entnehmen dürfen. Anhaltend erhöhter Verbrauch deutet auf einen Rohrbruch hin. „Bei kurzfristig hohen Verbräuchen könnte ja auch nur jemand einen Pool gefüllt haben“, merkt AWA-Vorstand Maximilian Bleimaier an. In einem Landkreis wie Starnberg sind diese keine Seltenheit. Anhaltender Verbrauch allerdings lässt Alarmglocken schrillen. Dann ist Benedikt Spindler aus Herrsching gefragt, ein „alter Hase“ bei den AWA. Er ist mit einem speziell ausgerüsteten Fahrzeug unterwegs, das über modernste Technik verfügt, damit kein Tropfen des wertvollen Nass vergeudet wird.

Spindler ist mit einem sogenannten Taststab und Kopfhörern unterwegs. Über das Bodenmikrofon, das wie ein Metalldetektor anmutet, mit dem man nach alten Münzen sucht, macht er auffällige Geräusche aus. Je nach Leitungsbeschaffenheit, ob aus Guss oder Polyethylen, sind sie lauter oder weniger laut. Denn ein konstantes Rauschen ist in jeder Wasserleitung zu hören. Spindler hat ein feines Gespür entwickelt. Vermutet er ein Leck, nimmt er einen Korrelator zur Hilfe. Dieses Gerät misst anhand zweier Mikrofone Schallwellen, die durch ausströmendes Wasser oder Druckluft erzeugt werden. Die Mikrofone werden jeweils zwischen zwei Schiebern von außen auf die Leitung gelassen. Spindler kann die Lecks auf diese Weise genau orten und sie für seine Kollegen am Boden markieren, damit sie das Leck verschließen können. Die AWA haben in ihrem Netz 15 256 sogenannte Armaturen, zu denen neben den Schiebern auch Hydranten und dergleichen mehr zählen.

Die kontinuierliche Überwachung trägt zur Verbesserung des Leitungsnetzes genauso bei wie die Erneuerung des Netzes. „Ziel ist es, jährlich ein Prozent des gesamten Rohrnetzes zu erneuern“, so Bleimaier. Im laufenden Jahr seien 6,5 Millionen Euro für die Sanierung der Wasserleitungen vorgesehen sowie 1,5 Millionen Euro für mehr Versorgungssicherheit, Unterhalt der Hoch- und Tiefbehälter sowie Druckerhöhungsanlagen, eines Druckpumpwerkes und Schachtbauwerke. Zur Versorgungssicherheit zählt auch die Überwachung der sieben Wasserschutzgebiete, Brunnen und Quellfassungen, damit die Eigenversorgung noch lange gewährleistet ist. Bleimaier: „Jeder Tropfen zählt – nicht nur, weil wir damit die natürlichen Ressourcen schonen, wir minimieren gleichzeitig unseren eigenen Energieaufwand für Förderung und Transport des Trinkwassers erheblich.“